Da habe ich seit langem mal wieder ein Buch einfach mal so gekauft, ohne vorher vom Autor oder Titel je etwas gehört zu haben. Ließ mich blenden vom Sticker “50 Jahre Science-Fiction bei Heyne”. Dachte, wenn die schon so eine Jubiläumsreihe rausbringen, dann werden sie schon eine Auswahl getroffen haben, welche Bücher darin aufgenommen werden – mit etwas Glück vielleicht sogar die besten des Genres, die der Verlag zu bieten hat.
Nun ja. Entweder habe ich mich getäuscht oder Heyne hat nicht wirklich viele Aktien im SF-Bereich. Die Story hinter “Der ewige Krieg” ist schnell erzählt, da sie wie das Szenario in gefühlten 90 Prozent aller SF-Schwarten daherkommt: Mensch erobert Weltraum, Mensch trifft auf Alienrasse, peng, rumms, Raumschiff putt, interstellarer Krieg von epischem Ausmaß ist da. Immerhin hatte Joe Haldeman eine ganz interessante Idee: Aufgrund der irren Entfernungen zwischen den Schlachtfeldern brauchen die Truppen Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte, um dort hinzugelangen und ebenso lange, um zurückzukehren – während sie selbst nur minimal altern. Nach jedem Einsatz finden sie mithin eine vollkommen veränderte Gesellschaft vor, in der sie sich schwer zurechtfinden; und hier – wie auch in den Kampfbeschreibungen – hält sich der 1974 erschienene Roman auch gar nicht lange mit spielerischen Andeutungen oder geschickt in die Handlung gebetteten Parallelen auf, sondern brät dem Leser die Vietnam-Parabel geradezu mit einem Knüppel über.
Eine zweite ungewöhnliche Idee Haldemans hängt mit sich ändernden sexuellen Orientierungen zusammen und ist mehr als nur ein bisschen merkwürdig, man möchte sagen: blöd. Ob den Autor eine latent homophobe Ader oder einfach nur das Verrennen in die Vorstellung einer möglichst bizarren Zukunftsentwicklung diesen Aspekt der Story entwickeln ließ, sei dahingestellt – sonderlich viel Sinn ergibt das alles jedenfalls nicht.
Was bleibt, ist ein handwerklich solider SF-Roman, den man lesen kann, aber auch nicht muss. Ja, ich weiß mittlerweile: “Der ewige Krieg” ist preisgekrönt. Und dennoch werde ich ihn schnell wieder vergessen haben.
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