Ach, übrigens, ihr jungdynamischen Anglizismendeppen:
Ich gebe ja zu, dass viele der bislang gezeigten Spiele nicht so richtig lebendig wirken, aber das ist wohl ein wenig übertrieben. Und ein Wort an die Veranstalter: Wenn ihr schon zur Leichenschau per Großbildschirm bittet, dann sorgt bitte dafür, dass die Fans sich angemessen verhalten – schwarze Kleidung, gedämpfte Lautstärke, Kaffee und Kuchen statt Bier und Chips.
Das ist noch besser als “Handy” und “Showmaster”. Die Amerikaner lachen sich ja kaputt. Aber immerhin hören wir davon nichts: Diese Vuvuzelas sind echt laut.
Nun – dass der Begriff für die öffentliche Aufbahrung von Leichen verwendet wird, ist unstrittig. Mag ja sein, dass “public viewing” auch im Kontext anderer Formen öffentlicher Besichtigungen verwendet werden kann und wird. Es nützt allerdings herzlich wenig, wenn man wie Anatol mit dem “British National Corpus” herumwedelt, denn erstens geht es hier ja um US-amerikanisches Englisch, wie auch aus dem Screenshot hervorgeht, und zweitens bereitet mir der von ihm vertretene Absolutheitsanspruch in der Deutungshoheit des Begriffs ein wenig Bauchschmerzen: Es gibt durchaus amerikanisch-englische Muttersprachler, die da anderer Meinung sind, etwa der hier oder auch der hier, der im übrigen als direkte Antwort auf Anatols Post aufgefasst werden kann. In den dortigen Kommentaren, aber auch anderswo melden sich Menschen aus dem englischen Sprachraum zu Wort, die die verbreitete Definition der “Aufbahrung” bestätigen.
Letztendlich beantwortet das alles ohnehin nicht die grundlegende Frage, warum es ohne ein cool klingendes Denglischwort heute nicht mehr zu gehen scheint, irgend etwas zu bewerben. Ich bin zwar weit entfernt von Deutschtümelei, aber allmählich nimmt es wirklich groteske Ausmaße an.
Lieber Maik,
lies mal, was Anatol Stefanowitsch in seinem Sprachblog dazu schreibt. Ganz so falsch liegen die Anglizismusdeppen nicht, wenn sie Draußen-Fußballkucken public viewing nennen: http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/sprachlog/sprachmythen/2010-06-10/public-viewing-oder-die-r-ckkehr-der-leichenbeschauer